
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist vielen vor allem aus dem Kindesalter bekannt.
Doch ADHS verschwindet nicht einfach mit dem Erwachsenwerden – im Gegenteil: Viele Erwachsene leben weiterhin mit den Symptomen.
Besonders in Beziehungen kann das zu großen Herausforderungen führen.
Aber es gibt auch gute Wege, damit umzugehen.
Was ist ADHS eigentlich?
ADHS ist eine neurologische Besonderheit.
Das Gehirn verarbeitet Reize anders als bei Menschen ohne ADHS.
Betroffene sind oft sehr impulsiv, haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit zu steuern, verlieren schnell den Fokus oder sind innerlich ständig „unter Strom".
Das kann auch bedeuten, dass sie besonders kreativ, spontan oder leidenschaftlich sind – Eigenschaften, die eine Beziehung bereichern können.
Aber es gibt eben auch Schattenseiten.
Typische Herausforderungen in der Partnerschaft
1. Unaufmerksamkeit und Vergesslichkeit
Ein häufiger Streitpunkt:
Der Partner mit ADHS vergisst Verabredungen, erledigt Aufgaben nicht zu Ende oder hört beim Gespräch nicht richtig zu. Der andere fühlt sich dadurch schnell nicht ernst genommen oder nicht wertgeschätzt.
2. Impulsivität
Menschen mit ADHS neigen dazu, spontan und manchmal unüberlegt zu handeln oder zu sprechen.
Das kann zu verletzenden Kommentaren, unüberlegten Entscheidungen oder Stimmungsschwankungen führen, die den Partner verunsichern.
3. Ungleichgewicht in der Verantwortung
Oft übernimmt der nicht betroffene Partner mehr Verantwortung – im Haushalt, in der Kindererziehung oder bei der Organisation des Alltags.
Das kann zu Überlastung und Frustration führen.
4. Ständiger Konflikt
Fehlende Impulskontrolle, Missverständnisse und Stress können zu häufigen Streitereien führen.
Dabei wiederholen sich oft die gleichen Themen – ohne echte Lösung.
Warum ist das so belastend?
Partnerschaften leben von Vertrauen, Kommunikation und gegenseitiger Rücksichtnahme.
Wenn ein Partner durch ADHS immer wieder „aus der Reihe tanzt", kann das die Beziehung auf die Probe stellen.
Besonders dann, wenn keiner weiß, warum es so ist oder wie man damit umgehen kann.
Lösungen – So kann es trotzdem gelingen
1. Verständnis schaffen
Wissen ist Macht.
Wer ADHS versteht, kann Verhaltensweisen besser einordnen.
Bücher, Podcasts oder Gespräche mit Fachleuten helfen dabei, mehr über ADHS zu lernen – für beide Partner.
2. Offene Kommunikation
Es ist wichtig, offen über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen.
Dabei sollte man „Ich-Botschaften“ verwenden, z. B. „Ich fühle mich verletzt, wenn…“ statt „Du machst nie…".
Das senkt die Streitgefahr und fördert Verständnis.
3. Klare Strukturen und Routinen
Menschen mit ADHS profitieren von klaren Abläufen. Gemeinsame Kalender, To-Do-Listen oder Erinnerungen per Handy können helfen, den Alltag besser zu bewältigen – ohne ständig an alles denken zu müssen.
4. Rollenverteilung überdenken
Nicht jeder muss alles gleich gut können.
Vielleicht ist der ADHS-Partner besser im Umgang mit den Kindern, aber schlechter in der Planung von Terminen.
Wenn man die Aufgaben nach Stärken verteilt, profitieren beide.
5. Paartherapie oder Coaching
Professionelle Hilfe kann sehr hilfreich sein – besonders, wenn man sich im Kreis dreht.
Spezialisierte Therapeuten kennen sich mit ADHS aus und können helfen, konkrete Strategien zu entwickeln.
6. Geduld – mit sich selbst und dem Partner
Veränderung braucht Zeit.
Auch wenn es Rückschritte gibt: Jeder kleine Schritt in Richtung Verständnis und Zusammenarbeit zählt.
Fazit
ADHS in der Partnerschaft ist eine Herausforderung – aber keine unüberwindbare.
Wenn beide bereit sind, einander zuzuhören, sich weiterzuentwickeln und Unterstützung zu holen, kann die Beziehung nicht nur überleben, sondern sogar wachsen.
Denn wo Liebe ist, lohnt es sich, gemeinsam Wege zu finden – auch wenn sie manchmal etwas holpriger sind.
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