
ADHS bei Neugeborenen: Gibt es das überhaupt?
Eine ADHS-Diagnose ist bei Neugeborenen und Babys medizinisch nicht möglich.
Die typischen Symptome wie Aufmerksamkeitsstörungen, starker Bewegungsdrang oder Impulsivität lassen sich im Säuglingsalter noch nicht klar von normalen Entwicklungsschritten unterscheiden.
Dennoch berichten manche Eltern von auffälligen Verhaltensweisen wie:
- überdurchschnittliche Unruhe,
- häufiges und langanhaltendes Schreien,
- Schlafprobleme,
- hohe Reizbarkeit,
- ständiger Bewegungsdrang,
- leichte Ablenkbarkeit.
Diese Auffälligkeiten können, müssen aber nicht auf eine spätere ADHS-Entwicklung hindeuten.
Viele dieser Verhaltensweisen sind auch bei gesunden Babys völlig normal und legen sich im weiteren Verlauf der Entwicklung wieder.
Nur bei etwa einem Drittel der Säuglinge, die solche Auffälligkeiten zeigen, wird später tatsächlich ADHS diagnostiziert.
Risikofaktoren rund um die Geburt
Bestimmte Geburtsumstände können das Risiko für die Entwicklung von ADHS erhöhen. Dazu zählen:
- Frühgeburt, insbesondere je früher das Kind geboren wurde,
- niedriges Geburtsgewicht,
- Sauerstoffmangel bei der Geburt,
- neonatale Gelbsucht (Neugeborenengelbsucht),
- Notkaiserschnitt oder andere schwere Komplikationen während der Geburt.
Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle: Wenn bereits ADHS in der Familie vorkommt, ist das Risiko erhöht.
Früherkennung und ärztliche Abklärung
Bei auffälligem Verhalten empfiehlt es sich, aufmerksam zu beobachten, wie sich das Kind entwickelt.
Sollten Unsicherheiten bestehen oder die Auffälligkeiten sehr ausgeprägt sein, ist eine frühzeitige ärztliche Beratung sinnvoll. Eine klare Diagnose kann aber meist erst im Kleinkind- oder Vorschulalter gestellt werden.
Erziehungstipps für Eltern von Neugeborenen mit auffälligem Verhalten
Auch wenn eine ADHS-Diagnose im Babyalter nicht möglich ist, können Eltern bereits früh mit einer förderlichen Erziehung beginnen:
- Ruhige, strukturierte Umgebung schaffen: Feste Tagesabläufe und Rituale geben Sicherheit.
Reizüberflutung vermeiden:
Babys mit erhöhter Sensibilität profitieren von einer ruhigen Umgebung ohne zu viele Reize.
Körperkontakt und Nähe:
Viele unruhige Babys beruhigen sich durch engen Körperkontakt und sanfte Berührungen.
Geduld und Gelassenheit:
Nicht jedes auffällige Verhalten ist ein Grund zur Sorge. Eltern sollten sich selbst nicht unter Druck setzen.
Frühe Förderung:
Bei anhaltenden Auffälligkeiten können frühpädagogische Angebote oder Beratungen helfen, das Kind individuell zu unterstützen.
Was tun, wenn ADHS später diagnostiziert wird?
Sollte sich im späteren Verlauf tatsächlich eine ADHS-Diagnose bestätigen, ist eine enge Zusammenarbeit mit Fachärzten und Therapeuten wichtig.
Die Behandlung umfasst meist Verhaltenstherapie, strukturierte Tagesabläufe und – je nach Alter – auch medikamentöse Unterstützung.
Im Babyalter sind Medikamente jedoch nicht angezeigt.
Fazit
ADHS kann im Babyalter nicht sicher diagnostiziert werden.
Auffällige Verhaltensweisen wie Unruhe, Schlafprobleme oder häufiges Schreien sind nicht automatisch ein Hinweis auf ADHS.
Eltern sollten aufmerksam beobachten, liebevoll begleiten und sich bei Unsicherheiten an Fachleute wenden.
Eine strukturierte, ruhige und wertschätzende Erziehung bildet die beste Basis – unabhängig davon, ob später eine ADHS-Diagnose gestellt wird.
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