
Prüfungsangst: Erklärung, Ursachen, Symptome und ADHS-Bezug
Warum sie entsteht, wie sie wirkt – und was das alles für dich mit ADHS bedeutet.
Was ist Prüfungsangst?
Prüfungsangst ist die Angst davor, in einer Testsituation zu versagen. Sie zeigt sich meist schon Tage oder Wochen vor einer Prüfung und reicht von Nervosität bis zu starken körperlichen und psychischen Beschwerden. Fast jede*r kennt zumindest leichte Formen von Prüfungsangst, aber sie kann den Alltag massiv beeinträchtigen und echte Blockaden verursachen.
Wie äußert sich Prüfungsangst?
Symptome auf verschiedenen Ebenen:
- Körperlich: Herzklopfen, schwitzige Hände, Zittern, Magen-Darm-Probleme, Durchfall, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Muskelverspannungen.
- Emotional: Angst, Panik, Hilflosigkeit, Niedergeschlagenheit, Ohnmachtsgefühl.
- Gedanklich: „Blackout“, Konzentrationsprobleme, negative Gedanken („Ich schaffe das nicht“), Katastrophendenken, Selbstzweifel.
- Im Verhalten: Aufschieben, Vermeiden, hektisches oder unstrukturiertes Lernen, sozialer Rückzug.
Warum entsteht Prüfungsangst?
1. Innere Faktoren
- Perfektionismus: Zu hohe Ansprüche an sich selbst.
- Geringes Selbstvertrauen: Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, Angst zu versagen.
- Negative Lernerfahrungen: Schlechte Noten oder Blackouts in früheren Prüfungen wirken belastend.
- Persönlichkeit: Menschen mit erhöhter Ängstlichkeit oder Introversion sind anfälliger.
- Spezielle Denkweisen: Katastrophisieren („Wenn das schiefgeht, ist alles vorbei“).
Prokrastination:
Gerade als ADHS-Betroffene*r ist das Aufschieben oft ein ständiger Begleiter, der Prüfungsangst verstärkt.
2. Äußere Faktoren
- Leistungsdruck: Erwartungen von Eltern, Lehrkräften oder sich selbst.
- Umgebung: Konkurrenzdruck, unklare Prüfungsanforderungen, ungünstige Lernbedingungen.
- Schlechte Vorbereitung: Gefühl, nicht ausreichend gelernt zu haben, oft durch Prokrastination verstärkt.
Wie genau entsteht die Angst?
Angst ist eigentlich ein „Alarmzeichen“ unseres Körpers:
Der Organismus geht in den Stressmodus (Herzklopfen, mehr Energie, weniger Schlaf). Das ist normal!
Wird dieser Alarm jedoch zu stark oder anhaltend, leidet die Konzentration und du kannst „blockieren“.
Oft spielt die Bewertung der Situation eine Rolle:
Wird eine Prüfung als echte Bedrohung gesehen („Ich darf nicht versagen“), verstärkt sich die Angstspirale gerade wenn du schnell mit negativen Gedanken reagierst oder dir schon bei kleinen Unsicherheiten Sorgen machst.
Prüfungsangst & ADHS
Für Menschen mit ADHS ist Prüfungsangst häufig noch belastender:
ADHS erhöht die Wahrscheinlichkeit für Prokrastination:
Lernen auf den letzten Drücker, Zeit nicht richtig einteilen, Gefühl, nie wirklich vorbereitet zu sein.
Emotionale Überforderung:
Stärkere Nervosität, raschere Erschöpfung, und gelegentliche Blackouts sind typisch.
Selbstwertprobleme:
ADHS bringt oft mehr negative Erfahrungen mit Lehrkräften, Eltern oder Mitschülern. Eine schlechte Note wird als viel schlimmer empfunden.
Hyperfokus:
Manchmal kann ADHS aber auch dazu führen, dass du unter Hochdruck besonders leistungsfähig bist. Dennoch bleibt davor oft die große Angst – ein typischer „Vertrauensbruch“ mit sich selbst, der zu noch mehr Unsicherheit führt.
Zeitmanagement:
Schwierigkeiten, Lernstoff zu planen oder Prioritäten zu setzen, führen zu Unsicherheit und Stress.
Typischer Teufelskreis
Kreislauf der Prüfungsangst Auswirkungen
Unsicherheit, Angst -> Blockaden, Aufschieben
Aufschieben (Prokrastination) -> Wenig/chaotische Vorbereitung
Schlechte Vorbereitung -> Noch mehr Unsicherheit vor der Prüfung
Negative Erfahrungen -> Mehr Angst, weniger Selbstvertrauen
Vermeidungsverhalten -> Noch größere Angst vor zukünftigen Prüfungen
Metadaten zum Thema (wissenschaftlicher Kontext)
Prüfungsangst gehört zu den häufigsten Angststörungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter.
Studien zeigen, dass rund 25% aller Lernenden ausgeprägte Prüfungsängste haben.
„Blackouts“ während Prüfungen sind bei Betroffenen mit ADHS und Prüfungsangst signifikant häufiger als in der Allgemeinbevölkerung.
Prävalenzraten für Prüfungsangst schwanken je nach Altersgruppe, Schulform und sozialem Umfeld zwischen 15% und 40%.
Tipps im Umgang mit Prüfungsangst bei ADHS
Lernstrategien anpassen:
Kleine, überschaubare Lerneinheiten, klare Ziele, feste Rituale und regelmäßige Pausen.
Struktur geben:
Klare Tagespläne mit Zeitpuffern und festen Lernzeiten aufstellen.
Stressoren erkennen:
Frühzeitig auf innere Warnzeichen achten und Hilfe in Anspruch nehmen (z.B. ADHS-Coach, psychologische Beratung).
Mit Nachteilsausgleich arbeiten:
Gerade du hast ggf. Anspruch auf Prüfungserleichterungen – zum Beispiel mehr Zeit, einen separaten Raum oder entspannte Prüfungsbedingungen.
Stressreduktion und Entspannung:
Atemübungen, Bewegung, positive Ablenkungen einbauen.
Akzeptieren, dass Angst normal ist:
Du bist nicht allein – fast alle erleben diese Gefühle. Mit ADHS ist dies sogar noch verständlicher und berechtigter.
Wichtig:
Übereize dich nicht! Höre auf deinen Körper, gönn dir Pausen, und suche Unterstützung, wenn du alleine zu viel Druck verspürst – ich helfe dir gerne dabei, passende Strategien zu finden.
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