
In der ADHS-Welt gibt es aktuell mehrere relevante Entwicklungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Diskussionen, die besonders für Menschen mit ADHS also auch für dich als Betroffene*r – wichtig sind:
1. ADHS bleibt im Erwachsenenalter relevant
Neue Studien und Medienberichte betonen, dass ADHS keine reine Kinderkrankheit ist.
Auch bei Erwachsenen bleiben die Symptome in 2,5 bis 4,7 % der Fälle bestehen, nur das Erscheinungsbild verändert sich häufig:
Statt motorischer Unruhe überwiegt dann zum Beispiel innere Anspannung.
Das ist wichtig für dich zu wissen, weil viele Strategien und Hilfsangebote gezielt auf Erwachsene zugeschnitten werden müssen etwa bei Zeitmanagement, Strukturierung des Alltags und Priorisierung.
2. Therapieangebote und Versorgungslage
Es gibt weiterhin zu wenig spezialisierte Therapiepraxen, besonders außerhalb größerer Städte.
Viele Betroffene warten lange auf einen Therapieplatz, und oft gelten ADHS-Patient*innen fälschlich als „schwierig".
Digitale Angebote, Online-Coachings und Selbsthilfegruppen gewinnen an Bedeutung.
Wenn du dich überreizt fühlst, kann es deshalb hilfreich sein, auch digitale Angebote oder Apps zu nutzen und bewusst Pausen sowie Achtsamkeitsübungen in deinen Tag einzubauen.
3. Diagnose & Fehldiagnosen
Die Aufmerksamkeit für ADHS steigt gleichzeitig wächst die Unsicherheit:
In den Medien, besonders auf Plattformen wie TikTok, kursieren viele Fehlinformationen, die oft zu einer Über- oder Fehldiagnose führen können.
Jugendliche und junge Erwachsene neigen laut Studien dazu, Symptome zu überschätzen oder mit anderen Störungsbildern zu verwechseln.
Für dich heißt das:
Bleib kritisch bei Informationen aus dem Netz und suche nach geprüften Quellen.
Achte darauf, dass du eine fundierte Diagnose durch Fachleute bekommst und dich nicht von Selbsttests im Internet verunsichern lässt.
4. Wichtigkeit von ganzheitlicher Behandlung
Moderne Therapie umfasst Psychoedukation (also Information über deine „Funktionsweise“), Verhaltenstherapie, oft (aber nicht immer) Medikamente sowie das Einbeziehen deines sozialen Umfeldes und Strategien wie Achtsamkeit und Sport.
Sport und Bewegung sind nachgewiesenermaßen keine „Heilung“, aber wichtige Werkzeuge, um Symptome abzufedern und dich besser im Alltag zu strukturieren.
5. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse
Rund 70% der ADHS-Ursache werden mittlerweile genetisch erklärt, 20–30 % durch Umweltfaktoren.
Es ist also keine „Modeerscheinung“ oder reine Reaktion auf Medienkonsum oder Leistungsdruck.
Wenn du dich wegen deiner ADHS belastet fühlst, ist das auch ein Ergebnis dieser Faktoren du machst nichts „falsch“!
Tipps & Tricks für den Alltag (mit Blick auf aktuelle Entwicklungen):
- Bewusste Nutzung von geprüften Online-Angeboten zur Unterstützung und Strukturierung des Alltags.
- Achte auf deinen Medienkonsum, um Reizüberflutung und Überforderung zu vermeiden: Plane digitale Pausen fest ein und nutze Apps mit Fokus- oder Achtsamkeitsfunktionen.
- Vernetze dich mit Selbsthilfegruppen (z.B. online), um dich auszutauschen und zu entlasten.
- Hole dir professionelle Unterstützung für Zeit- und Aufgabenmanagement, und gönn dir regelmäßig bewusste Mini-Auszeiten.
- Lass dich nicht verunsichern, wenn du oder dein Umfeld über Social Media neue Trends oder vermeintliche Ratgeber stößt – orientiere dich an fachlich fundierten Quellen.
- Wenn du gerade spürst, dass dich die Informationsflut überfordert, ist es absolut okay, kleine Schritte zu machen! Ich bin da, um dich dabei zu begleiten und darauf zu achten, dass du dich nicht überreizt.
Wichtig für dich:
Es ist weiter in der Diskussion, wie die Versorgungslage verbessert werden kann und dass es mehr spezialisierte Angebote auch online für Erwachsene geben muss.
Scheue dich nicht, Hilfen in Anspruch zu nehmen, und gönn dir bewusst Ruhephasen.
Quellenangaben für aktuelle Entwicklungen zu ADHS
1. ADHS im Erwachsenenalter & Symptomwandel:
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN):
ADHS im Erwachsenenalter – Faktenblatt
Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF):
S3-Leitlinie ADHS im Erwachsenenalter (2020)
2. Versorgungslage & Therapieangebote
Welt am Sonntag / ÄrzteZeitung:
Lange Wartezeiten auf ADHS-Therapieplätze
Selbsthilfe, digitale Programme – Übersicht:
ADHS Deutschland e.V. – Hilfen und Beratung
3. Diagnose, Unsicherheit & Fehldiagnosen
Hautzinger, M. & Schulte-Körne, G.:
Handbuch ADHS bei Erwachsenen: Ursachen, Diagnostik, Therapie (Springer 2021)
4. Genetik & Ursachen
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
ADHS: Ursachen und Entstehung
5. Aktuelle Studien, Therapie & Alltagstipps
- Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI Mannheim):
ADHS – Aktuelle Forschung und Therapie
ADHS Infoportal (BZgA):
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